Der Trakehner Zuchtbezirk Bayern lud im September zur VIII. Landesstutenschau und zum Ersten Alpenländer-Championat in das Gestüt Murtal in die Steiermark ein. Die Gastgeber-Premiere für das Gestüt und erste Zusammenarbeit zwischen Zuchtbezirk Bayern, Gestüt Murtal und Trakehner IG Österreich kämpfte im Vorfeld mit durchaus zu erwartenden „Kinderkrankheiten“. Ehrenamt mit Herzblut trifft auf Formel-I-Professionalität und alle Beteiligten unter enormem Erfolgsdruck – da sind Verständnisprobleme in die eine oder andere Richtung nicht auszuschließen ;-) Die Schau selbst hat darunter nicht gelitten – ein überragendes Stutenaufgebot, das nötige Quäntchen Wetterglück, das mehr als großzügige Engagement des gastgebenden Gestüts und vieler Sponsoren, ein Rahmenprogramm vom Feinsten und natürlich das landschaftlich grandiose Ambiente dieser Traumanlage machten dieses Wochenende zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Wir waren mit elf Pferden vor Ort, das ganze Team war an beiden Tagen rund um die Uhr im vollen Einsatz – aber zu Hause angekommen sind wir sehr glücklich mit einem ganzen Auto voller Schärpen, Schleifen und Ehrenpreise. Besonders gefreut haben wir uns, dass „unsere“ Sponsoren, die Familie Röösli, selbst vor Ort waren, um zuzuschauen und ihre Ehrenpreise zu überreichen.


Kalimero

Der Turniersamstag begann mit Jungpferdeprüfungen, im Rahmen derer die ersten Alpenländer-Champions gekürt werden sollten. Beginnen wir mit den Erfolgen der Jüngsten: Unser Ausbildungspferd Amelea, eine 3-jährige Rheinklang-Tochter, konnte sich beim Richtergremium eine 7,7 holen und belegte damit den 3. Platz in der Reitpferdeprüfung. Die beiden Hibiskus-Kinder Kalimero und Paradise mussten in der Abteilung der Vierjährigen gegen Murtals überragende Stuten Arosa und Topmodel antreten. Kalimero konnte sich zwischen die beiden Damen schieben und mit 8,0 die Silberschleife erreichen, Paradise wurde mit 7,7 Vierte.


Paradise

In der Dressurpferdeprüfung Kl. A waren Kalimero, erneut mit 8,0 bewertet, und Paradise, der die Richter 7,8 gaben, auf den Plätzen 3 und 4. Die 8,4 von Topmodel waren für das Championat der Nachwuchs-Dressurpferde das Maß der Dinge, sodass beide Championatstitel ins Gestüt Murtal gingen. Ticino, den wir für die L- und LM-Prüfungen mitgenommen haben, überzeugte mit einem Kantersieg in der Dressurpferdeprüfung Kl. L – fast eine ganze Wertnote trennte ihn vom Zweitplatzierten. In der LM-Dressur musste er sich nur Murtals Perlmutt geschlagen geben.


Ticino

Hibiskus hatten wir natürlich auch mit im Gepäck – für ihn standen die S-Dressur und ein Auftritt im samstäglichen Schauprogramm auf dem Zettel. Und der Apfel ist nicht weit vom Stamm gefallen: Wie Sohn Ticino fuhr auch Vater Hibiskus einen „Sieg mit Weile“ ein und hängte das restliche Teilnehmerfeld im Prix St. Georges deutlich ab.


Hibiskus

Ein gemütlicher Züchterabend im Teichhaus der Anlage schloss den Turniertag ab und schürte die Vorfreude auf die VIII. Landesschau. Für uns begann sie gleich mit den ersten beiden Klassen, denn unsere Mädels hatten Auftritte bei den Zweijährigen und in der Klasse der springbetonten Stuten.


Ophelia

In der Zukunftsklasse, die übrigens Murtals Hibiskus-Tochter Hagebutte gewann, zeigten wir Ophelia, eine Hibiskus-Tochter aus der bedeutenden Halbblüterin Ouvertüre v. Lauries Crusador xx. Sie verkaufte sich vor dieser beeindruckenden Kulisse leider ein bisschen unter Wert. In der Springklasse übernahm Paradise den Part, der eigentlich ihrer älteren Schwester P.S. I Love You zugedacht war. Und sie machte ihre Sache super-gut! Während P.S. in Italien auf dem Turnier war, holte sich Paradise den Ib-Preis dieser Klasse – vor doch so einigen Konkurrentinnen mit springbetonteren Abstammungen. Hibiskus‘ Enkelin Saphira nahm hier noch den Id-Preis mit.


Paradise

Zum ersten Mal Gänsehaut-Feeling kam bei dieser Landesschau auf, als die vierjährigen Stuten den Ring betraten – was war das ein Aufgebot! Die „Beste Stute“ der Eintragung Marbach, die Eintragungssiegerin von Bayern und die Reservesiegerin der Eintragung Niedersachsen-Nordwest des Jahres 2015 gaben sich ein Stelldichein, flankiert von einigen Teilnehmerinnen des seinerzeitigen Brillantrings dieser außergewöhnlichen Eintragung. Alle Spitzenstuten dieser Klasse sind unter dem Sattel ähnlich erfolgreich wie an der Hand – es war wirklich eine Augenweide, dieser Klasse zuzusehen. Umso stolzer sind wir, dass unsere selbstgezogene Paradise sich im Spitzenfeld dieses Jahrgangs behaupten konnte – der Id-Preis in einer derart besetzten Schauklasse ist sicher mehr wert als mancher Siegeslorbeer an anderer Stelle …


Passion V

Die beiden tragenden Säulen unserer Zucht traten in der Klasse der 10- bis 13-jährigen Stuten an: Passion V und Ouvertüre, beide doppelt prämiert, beide mit Fohlen bei Fuß und wieder tragend. Per Dus Erbin Passion gelang es, ihren Klassensieg der letzten Landesschau zu wiederholen – von der patenten, reitpointierten jungen Mutter damals ist sie zu einem souveränen Stutenmodell gereift. Ouvertüre, die wir auf der Auktion in Neumünster entdeckten und in Zuchtgemeinschaft mit Familie Caspar haben, stellten die Richter an die zweite Stelle – eine nicht ganz alltägliche Einstufung für eine Halbblüterin.


Ouvertüre

Beeindruckende sechs Familien nahmen auf dem großen Paradeplatz des Gestüts Aufstellung – immer ein ergreifendes Bild, wenn man die verdienten Stuten hier mit ihren besten Töchtern oder Enkelinnen paradieren sieht. Die Familienzugehörigkeit soll klar erkennbar sein und doch von Generation zu Generation Zuchtfortschritt erkennbar. Am besten verkörperte dieses Ziel zweifellos die Murtaler Familie der Himperia, zu der die viel versprechende junge Hibiskus-Tochter Hagebutte gehört. Unsere Familie trug das Erbe unserer Stammstute Per Du nach Murtal – die Per-Du-Töchter Passion V und Pretty Woman sowie ihre Enkelin Paradise haben der Grande Dame unserer Zucht alle Ehre gemacht, die Richter sahen sie auf der Ic-Position.


Ic-Familiensammlung der Per Du

Der Landesschautag endete für unser Team mit dem Auftritt von Hibiskus als Höhe- und Schlusspunkt des großen Schauprogramms. In gewohnt souveräner Manier zauberten der Hengst und Nicki mit tänzerischer Leichtigkeit Dressurlektionen in den Sand. Frenetischer Beifall begleitete die beiden schließlich heraus – die Laien konnten sich kaum satt sehen an diesem schönen, ausdrucksstarken schwarzen Hengst, die Experten zollten ihm ob seiner sehenswerten Leistungsbilanz unter dem Sattel und als Vater großen Respekt.


Hibiskus

Klaus Balkenhol war eigens für das große Schauprogramm gekommen und sprach mit seinen Statements zur pferdegerechten Ausbildung vielen Anwesenden aus der Seele.